Auszeit im Jura

So einen kleinen Kurzurlaub sollte man sich eigentlich öfter gönnen! Gegen Ende der Sommerferien haben wir uns noch für ein paar Tage von unserem Daheim verabschiedet und im Jura in einer Jurte übernachtet. Dabei haben wir viele hübsche Ecken für uns entdeckt.

Zuerst ging die Reise nach St. Ursanne und dank einem kleinen Umweg durch ein Waldstück kamen wir in der Nähe von Glovelier an diesem interessanten und malerische Plätzchen vorbei. Unsere Jungs machten sich etwas Sorgen, dass wir beim Durchschreiten des Felsbogens in einem anderen Universum landen könnten.

Mitten im Wald steht dieses Felsentor. Wohin es wohl führt?
Auf der anderen Seite wurden wir mit diesem tollen Weitblick belohnt.

Eigentlich hatten wir geplant, in St. Ursanne gleich den Ort zu erkunden. Da wir aber bei der Anfahrt etwas oberhalb der Stadt am Doubs ein hübsches Badeplätzchen entdeckten, änderten wir unsere Pläne. So eine tolle Möglichkeit sich vor dem Besuch des mittelalterlichen Städtchens noch schnell etwas abzukühlen, wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

St. Ursanne liegt im Kanton Jura und gehört zum Verwaltungsbezirk von Porrentruy. Das Mini-Städtchen mit seinem mittelalterlichen Charme soll der Legende nach vom irischen Mönch Ursicinus gegründet worden sein. Die Bürgerhäuser, die eindrückliche Brücke und die Stiftskirche wirken alle sehr gepflegt und recht gut erhalten. Damit dies auch so bleibt, braucht die Gemeinde Unterstützung und ist dankbar für jede Spende (IBAN CH72 8003 7000 0059 3709 2 – Commune de Clos du Doubs, Rue du 23-juin 35, Case postale 117, 2882 St-Ursanne).

Vom Stadtzentrum führt eine Treppe zum bewaldeten Hügel wo man nach kurzer Zeit über einen schmalen Pfad die Grotte erreicht, in der eine Drachenschlange hausen soll, die allerdings seit dem Verlust ihres dritten Auges für die Besucher nicht mehr sichtbar ist (Link).

In dieser Höhle soll die unsichtbare Drachenschlange hausen. Wer es wagt, hier zu übernachten, soll mit spannenden Träumen belohnt werden.

Geht man den Pfad noch weiter den Berg hoch, gelangt man schliesslich zu einer Höhle der etwas anderen Art: Ein in den Fels des Burghügels gehauener Kampfstand mit Schartenöffnungen aus dem 2. Weltkrieg.

Der Kampfstand verfügt gleich über mehrere Räume und man hätte fast Lust, es sich dort gemütlich einzurichten.

Vom Rücken des Burghügels aus hat man schön alles im Überbblick.

Nach diesen kleinen Abenteuern freuten wir uns alle auf unsere erste Nacht in der Jurte in Réclère direkt an der französischen Grenze. Da die traditionell mongolischen Jurten bereits ausgebucht waren, hatten wir eine «Schweizer-Jurte» reserviert. Diese sind etwas besser isoliert und verfügen in der Mitte über eine Kunststoffkuppel, die sich nach Wunsch mehr oder weniger öffnen lässt sowie über eine Textilstore zum Abdunkeln. Zwar etwas weniger romantisch als das mongolische Original aber wir fanden die Jurte trotzdem toll.  Die Betten waren komfortabel und alles war sehr sauber, hell und zweckmässig. Die Betten sind bereits bezogen und Handtücher liegen auch bereit und müssen glücklicherweise nicht noch von zuhause mitgeschleppt werden. Wenn wir in die Ferien fahren – egal wie lange – sind unsere drei Jungs bei der ersten Übernachtung immer ganz aufgedreht und finden kaum zur Ruhe. Dünne Zimmerwände sind uns daher ein Gräuel. Bei der Jurte drang kaum Lärm nach draussen und so konnten wir uns trotzdem gut entspannen und mussten uns nicht vor genervten Nachbarn fürchten, die gerne Punkt zehn in Ruhe einschlafen möchten.

Nach Réclère hat es uns aber nicht nur wegen der Jurte verschlagen, sondern auch wegen des Préhisto-Parks und der Grotten von europäischer Bedeutung. Nach dem Frühstück mussten wir nur zum Eintritts-Gebäude rüberschlendern und schon konnten wir während eines etwa 2 Kilometer langen Spaziergangs durch einen schönen Jurawald auch gleich eine faszinierende Reise durch die Zeit absolvieren: Dank der 45 nach paläontologischen Erkenntnissen angefertigten Nachbildungen von Fischen, Amphibien, Dinosauriern und ersten Säugetieren können die verschiedenen Etappen der Evolution von Devon über Trias, Jura und Kreide bis hin zum Quartär durchwandert und auch wieder etwas aufgefrischt werden. Blamieren muss sich vor den Kids niemand – es hat zum Glück überall Infotafeln… Unterwegs überquert man auch noch eine Hängebrücke (die Jungs gleich mehrmals) und der Aussichtsturm direkt an der Grenze bietet einen atemberaubenden Blick auf das Doubs-Tal.  Kurz vor dem Ausgang kann man schon einen Blick in den tiefen Abgrund des Trou de Fahy werfen, dem  einzigen natürlichen Zugang zu den Tropfsteinhöhlen. Schaut man dort hinunter sieht man einfach nur ein Loch und würde nie erahnen, welche wunderschöne Zauberwelt sich dort unten versteckt.

Oups, wer kommt denn da angerannt?
Hat schon was von einem Huhn, oder?
Blick nach Frankreich
Der Hypsilophodon ist bereit zum Sprung

 

Trou de Fahy

An diesem Tag regnete es am Nachmittag leicht und so zogen wir uns alle fünf in die gemütliche Jurte zurück und warteten dort bis unsere Führung durch die Tropfsteinhöhle begann. Es war nicht unser erster Besuch einer Tropfsteinhöhle aber die Grotten von Réclère beeindrucken schon alleine durch ihre Höhe. Es ist immer sehr schwierig im Halbdunkel gute Fotos zu schiessen und auch die Besten geben in keinem Fall den Zauber dieses Orten in adäquater Weise wieder.

Die Grotten wurden erst 1886 entdeckt, obwohl das Loch von Fahy den Bauern der Region schon lange bekannt war und ihnen als Schutthalde und zur Entsorgung von Tierkadavern diente. Hätten sich nicht Lumpensammler auf der Suche nach Verwertbarem in die Tiefen gewagt, wären die darunter liegenden Tropfsteinhöhlen wahrscheinlich noch länger unentdeckt geblieben. Mit Unterstützung der Behörden wurde später ein künstlicher Zugang geschaffen und so kann seit Ende des 19. Jahrhunderts auch die breite Öffentlichkeit  die Geheimnisse dieser unterirdischen Welt erkunden.

Die Führungen in deutscher und französischer Sprache finden drei- bis viermal täglich statt und dauern jeweils etwa eine Stunde. In der Höhle ist es das ganze Jahr über relativ kühl (7 Grad) und feucht und wir waren froh um unsere Jäggli.

Bei unserer Abreise am nächsten Tag lachte schon wieder die Sonne und da wir ja bereits an der französischen Grenze waren, beschlossen wir noch die französischen Ortschaften in der Nähe zu erkunden und entlang des Doubs wieder in die Schweiz zurück zu fahren. Eine reizende Gegend und wir können uns alle gut vorstellen, noch häufiger Zeit in dieser Region zu verbringen.

Auf der Heimreise legten wir noch einen Halt beim Naturschutzgebiet «Etang de la Gruère» in der Nähe von Saignelegier ein. Es handelt sich dabei um ein ehemaliges Torfmoor, das im 17. Jahrhundert zu einem Moorsee erweitert wurde, um damit eine Mühle anzutreiben.

An diesem Kraftort darf man all seine schweren Gedanken den Bäumen anvertrauen, sie den Stamm hochklettern und im Glanz der Nadeln in Nichts auflösen lassen. Das haben wir natürlich alle gleich ausprobiert und zumindest bei unserem ältesten Sohn hat es offensichtlich funktioniert. Mutige dürfen sich auch im schwarzen Wasser des Moorsees abkühlen und Tauchen ist hier eine ganz spezielle Erfahrung, denn schon wenige Zentimeter unter der Oberfläche sieht man nichts mehr. An diesem Tag hatte es etwas viel Betrieb rund um den See und so konnten wir diesen magischen Ort nicht so ganz in aller Stille in uns aufnehmen, trotzdem ist die Gegen zauberhaft und es wird sicher nicht unser letzter Besuch gewesen sein.

 

 

 

Das könnte dir auch gefallen

1 comment

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *