Wie wohl so eine Krimidinner für zuhause funktioniert? Diese Frage beschäftigte mich schon etwas länger. Als dann mein diesjähriger Geburtstag auf einen Samstag fiel, beschloss ich Antworten zu finden. Zuerst galt es, die Gäste zu rekrutieren und, als die Teilnehmerzahl dann feststand, ein Skript für 14 Personen zu finden. Es gibt viele Angebote für Krimi-Dinner, die meisten sind aber für 6 bis 8 Personen ausgelegt. Fündig wurde ich beim Cocolino-Spieleverlag. Hier hatte ich die Auswahl zwischen drei verschiedenen Settings und entschied mich für Bohème-Berlin. Die Unterlagen werden nach der Bezahlung via E-Mail zugestellt. So konnte ich die Einladungen auch gleich elektronisch weiterleiten.
Jeder Gast erfährt in seiner Einladung, welche Rolle er spielen wird und erhält auch bereits erste Hinweise zur Backstory und seinem Charakter sowie eine Übersicht über die Rollen der anderen geladenen Gäste. Zu diesem Zeitpunkt weiss noch niemand, wer Mordopfer oder Täter sein wird. In den Hinweisen finden sich auch Tipps für eine zur Rolle passende Verkleidung.
Unsere drei Jungs wollten auch mitmachen und haben sich als Laufburschen und Hilfskoch verkleidet. Auch sie hatten sehr viel Spass an dem Abend. Da sie keine tragenden Rollen hatten, konnten sie sich aber auch jederzeit in ihr Zimmer zurückziehen und dort in Ruhe spielen.
Als Veranstalterin wusste ich nicht viel mehr als meine Gäste, bekam aber sehr viele organisatorische Tipps. Ich musste auch die weiteren Hinweise, den Ablauf, das Schmiergeld, die Beweismittel und die Namenskärtchen ausdrucken und vorbereiten. Alles war so aufbereitet, dass ich nicht in Dinge eingeweiht wurde, die mir den Spass am Spiel verdorben hätten.
DEKO
Wir haben in unserem Haus recht viele Möbel und Deko-Gegenstände aus der Belle-Epoque. Ich habe versucht, für das Krimidinner alles ein bisschen so zu arrangieren, dass eine 20er-Jahre-Atmosphäre entsteht. Da viele Gespräche unter zwei Augen geführt werden müssen, wäre ein gemeinsames Essen am Tisch für das Spiel eher hinderlich gewesen.
DER ABLAUF
Die Gäste trudeln ein, Kostüme werden bewundert und jeder Gast erhält ein erstes Dokument mit weitern Hinweisen und Instruktionen sowie etwas Schmiergeld. Das Mordopfer erfährt nun von seinem Schicksal und erhält Instruktionen, wie und wann es seinen Tod inszenieren soll.
Sobald alle Gäste mit einem Drink versorgt sind, erklärt die Gastgeberin kurz den Ablauf des Spiels und schlüpft darauf wieder in ihre Rolle und hält eine Ansprache. Nun startet die 1. Spielrunde. Alle Mitspieler haben etwas zu verstecken oder verfolgen eigene Ziele und erhalten Aufträge, die dazu dienen, etwas über die anderen Gäste und deren Ziele herauszufinden. Dabei darf kräftig Schmiergeld fliessen. Haben alle Gäste ihre Aufgaben erfüllt, passiert der Mord.
Das Mordopfer wird in ein anderes Zimmer gebracht und erwacht dort wieder in seiner neuen Rolle als Sonderermittler oder Sonderermittlerin zum Leben. Für diese neue Rolle hatte ich bereits Kleidungsstücke vorbereitet.
Zu Beginn der 2. Spielrunde erhalten alle noch lebenden Gäste ein Dokument mit weiteren Hinweisen, noch mehr Schmiergeld und zum Teil auch am Tatort gefundene Beweismittel. Der Sonderermittler oder die Sonderermittlerin taucht nun auf, hält eine Rede und beginnt dann mit seinen bzw. ihren Ermittlungen. Die anderen Gäste sind auch am Ermitteln, verbreiten Gerüchte, versuchen den Verdacht auf andere zu lenken und ihre kleinen oder grossen Geheimnisse für sich zu behalten. Haben alle ihre Aufgaben erfüllt, präsentiert die Sonderermittlerin oder der Sonderermittler alle gefundenen Beweise. Nun können alle Mitspieler nochmals untereinander diskutieren und versuchen den Fall zu lösen.
Alle erhalten einen Zettel. Darauf werden Mörder verdächtigt, der Betrag des erhaltenen Schmiergeldes, die beste schauspielerische Leistung sowie das beeindruckendste Kostüm vermerkt.
Alle Resultate werden ausgewertet und die Sonderermittlerin oder der Sonderermittler präsentiert die Auflösung des Falles.
Schliesslich werden dann die Preise für das beste Kostüm, die beste schauspielerische Leistung verliehen und auch die Person, die am meisten Schmiergeld einsacken konnte, wird ausgezeichnet.
ESSEN UND TRINKEN
Für die erste Spielrunde haben wir zu den Drinks überall Schälchen mit Chips und Nüssen aufgestellt. Daryl hat sich in Zeug gelegt und eigens Drinks für den Abend kreiert, war aber auch offen für andere Wünsche und auch Selbstbedienung war sehr willkommen.
Nach Abschluss der ersten Spielrunde wurde das Buffet eröffnet. Folgendes wurde aufgetischt:
- Blätterteigschnecken mit verschiedenen Füllungen (Käse, Schinken-Käse, Tomaten-Pesto, Frischkäse-Speck) habe ich bereits am Vortag vorbereitet und dann eingefroren. So konnte ich am Krimi-Dinner nur noch ein Blech füllen und die Teilchen backen. Ausserdem hatte ich genügend Reserve im Tiefkühler und konnte jederzeit für Nachschub sorgen.
- Wraps-Schnecken mit verschiedenen Füllungen(Thunfisch, Lachs, Gurke, Mango-Frischkäse)
Die Saucen habe ich ebenfalls am Vortag vorbereitet. Befüllt und portioniert habe ich die Wraps aber erst kurz vor dem Anlass und die Platten dann an die Kühle gestellt. So konnte ich sie im geeigneten Moment auf den Tisch stellen.
- Pilz-Carpaccio mit Rosamarinöl, Pfeffer und Knoblauchkäse
- Speckumantelte Litchi mit Frischkäsefüllung, ebenfalls bereits am Vortag vorbereitet und während der 1. Runde gebacken.
- Hackfleischbällchen mit Macademia-Nüssen und Kastanien, auch am Vortag zubereitet und während des Spiels gebacken.
- Mini Feta Böreks aus dem Handel – alles muss man ja nicht selber machen. Wurden ebenfalls während der 1. Spielrunde gebacken.
- Speckzopf, am Nachmittag vor dem Fest gebacken.
- Tom Kha Gai-Suppe, diese feine thailändische Suppe mit Poulet, Champignons und Zitronengras hat zwar keinen Zusammenhang mit dem Berlin der 20er-Jahre, aber sie schmeckt lecker und nach dem schrecklichen “Mord” brauchten alle eine wärmende Mahlzeit. Die Suppe habe ich am Nachmittag vorbereitet und in unserem Slow-Cocker warm gehalten.
Dessertbuffet
Dessert gab es erst nach Auflösung des Falles. Hier habe ich meine Gäste gebeten, etwas mitzubringen und so hatten wir dann ein leckeres Buffet mit Maroni-Cake, Orangen-Dattel-Salat, Gläschen mit einem Beeren-Schichtdessert, Gläschen mit Karamell-Frischkäsetraum und Schokoküchlein. Ein richtiger Schlemmer-Traum!
FAZIT
Es war eine tolle Erfahrung und wir hatten einen sehr amüsanten Abend. Wir hatten natürlich auch die besten Gäste. Die Verkleidungen waren toll und es war wirklich schauspielerisches Talent zu spüren. Einige der Gäste kannten sich nicht und gingen durch dieses Format mehr aufeinander zu, als dies sonst der Fall gewesen wäre.
Das Spiel dauert etwa drei bis vier Stunden. Wir haben um sechs Uhr begonnen und waren gegen zehn Uhr fertig – es blieb danach also auch noch Zeit um sich über persönliche Themen auszutauschen. Für mich war es eine tolle und unterhaltende Erfahrung und es wird nicht mein letztes Krimi-Dinner gewesen sein.
